Es gibt nicht nur ihre Techno-Überwachungswerkzeuge in unserem Leben, es gibt auch noch die Snitches

2021
History

Original text in French
Y a pas que leurs outils de techno-surveillance dans nos vies, y a les poukaves aussi
2021
sansnom.noblogs.org

German translation
zuendlappen.noblogs.org

In Zeiten des 5G-Ausbaus ist der Kampf gegen diese Kontrollgesellschaft in vollem Gange. Die Angriffe auf die Telekommunikationsantennen oder die Unternehmen, die teil daran haben, auch: in Frankreich wurden seit März 2020 mehr als hundert Sabotagen gezählt.

Genug, um bei der kapitalistischen Gesellschaft und dem Staat eine Stinkwut zu entfachen. Die Repressionswelle kennte keine Ruhe und die Cops verwenden alle technologischen Überwachungswerkzeuge, die ihnen zur Verfügung stehen um zu versuchen jede aufkeimende Revolte zu unterdrücken und zu ersticken.

Seit letztem Jahr wurden wegen der Sabotage an Funkmasten bei um die dreißig Personen Hausdurchsuchungen durchgeführt, wurden diese angeklagt oder inhaftiert. Das ist auch der Fall von Boris, einem anarchistischen Gefährten, der im September 2020 in Nancy für die Brandstiftung an zwei Funkmasten im Jura in den Knast gesteckt wurde, und der heute im Krankenhaus liegt, weil es in seiner Zelle gebrannt hat. In einem Brief, den er im Knast geschrieben hat, erwähnt er die Apparate, die die Cops verwendet haben um während der Ermittlungen seinen Alltag auszuspähen: IMSI-Catcher-Koffer, Kameras vor einer Wohnung, GPS-Tracker unter den Autos ihm nahestehender Personen, direktes Abhören und Ortung, Zivis des GIGN [Groupe d'intervention de la Gendarmerie nationale, vergleichbar der GSG9] (aus Versailles) zu seiner Beschattung und Beobachtung, Antrag auf Anbringung einer Wanze in einer Wohnung und in einem Mäuerchen eines Parks, in dem er regelmäßig Freunde traf, diskretes Aufsammeln von Kronkorken, die im öffentlichen Raum zurückgelassen wurden…

In Besançon, einige Monate nach der Inhaftierung von Boris, wurden mindestens zwei Personen seit Anfang 2021 von den Cops angequatscht. Während man von der einen Person nichts weiß, wurde die zweite auf jeden Fall mehrere Male aufgesucht. Klassischer Move, eine Erpressung bezüglich Papieren, wie oft kombiniert mit Isolation und Armut, eventuellem juristischem Dreck oder einfach der Umstand, dass diese Personen sich im Umfeld der militanten anarchistischen Kreise bewegen.

Alles beginnt mit einem ersten Treffen: man bietet ihm Arbeit an, Geld oder eine Wohnung im Austausch für Informationen. Man stellt ihm eine schnellere Bearbeitung seiner Anträge in Aussicht, und diese umgekehrt zu verzögern, sollte er sich weigern. Unter Druck gesetzt hat er zugestimmt sich zu regelmäßigen Treffen mit Zivis in einem Park in der Nähe des Kommissariats zu begeben.

Seine Missionen sind die folgenden gewesen, solange das Ermittlungsverfahren gegen Boris noch nicht abgeschlossen war und er also noch wegen „krimineller Vereinigung” angeklagt gewesen war:

Diese Art Situation sät Aufruhr und kann nicht schweigend hingenommen werden. Die Manipulation der Cops kennt keine Grenzen und der Einsatz von Spitzeln hat schon immer zu ihren Methoden gehört um die subversiven und anarchistischen Netzwerke zu kartographieren und zu versuchen sensible Informationen zusammenzutragen.

Man kann es nicht oft genug wiederholen: unnötig sich für einen Doppelagenten zu halten, man wüsste es, wenn das einem einen Nutzen bringen würde. Mit den Cops zu labern bedeutet ihr Spiel mitzuspielen und sich neuen Unterdrucksetzungen auszuliefern. Mit ihnen zu labern bedeutet sie zu informieren, auch wenn es sich um Unverfänglichkeiten handelt, wenn man beispielsweise irgendwelche Details weitergibt, die es für sie nicht sind. Mit ihnen zu labern bedeutet andere in Gefahr zu bringen.

Mit ihnen zu labern bedeutet zu kollaborieren.

Mit ihnen zu labern bedeutet diejenigen zu verraten, die einem nahestehen und die Vertrauensbasis zu anderen zu verlieren und das eigene militante Leben zu ruinieren.

Die Augen und Ohren des Staates werden nie damit aufhören sich in unser Privat- und politisches Leben einzumischen, mit der Technologie als auch mit menschlichen Informationen.

Angesichts dessen, lasst uns überall und immer aufpassen, ohne der Paranoia zu verfallen, lasst uns Arten und Weisen finden, wie wir Beziehungen vertiefen, die auf Vertrauen und Affinität basieren, während wir gleichzeitig ganz allgemein lernen nicht leichtfertig zu reden, auch unter uns.

Anarchist.innen aus Besançon,

September 2021